Arundhathi Subramaniam: „Die Stadt brandete gegen mich“

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Die edition offenes feld legt mit Die Stadt brandete gegen mich Gedichte der indische Autorin Arundhathi Subramaniam in deutscher Übersetzung vor.

Die Auswahl aus den englischsprachigen Bänden Where I Live. Selected Poems und When God is a Traveller (Bloodaxe, 2009 bzw. 2014) lag in den Händen des Übersetzers und Schriftstellers Jürgen Brôcan.

Da ich den Band When God is a Traveller von einer Reise nach Indien mitgebracht hatte, waren mir einige der Gedichte im Original bereits bekannt. Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich es sehr bedauert habe, dass diese Auswahl nicht zweisprachig ist. Mir hat die Originalstimme als resonanzauslösendes Medium der Übersetzungen gefehlt. Etwas umständlich habe ich mir dann in der deutschen Inhaltsangabe die Seitenzahl in der englischsprachigen Ausgabe notiert, um manche Gedichte nebeneinander legen zu können.

Wer sich mit Übersetzungen beschäftigt, muss sich zwangsläufig auch mit Foreign Rights beschäftigen und nicht jeder kleine Verlag, schon gar nicht jeder gemeinnützige Verein wie Offenes Feld e.V., kann die Lizenzgebühren für den Abdruck der Originale stemmen.

Aber mit engagierter und umsichtiger Arbeit, wie sie hier umgesetzt wurde, kann ein stimmiges Buch entstehen, das uns die Lyrik dieser Welt um ein Stück näher zu bringen vermag.

Brôcan findet das richtige Maß, wenn er an das Endes des Bandes Einige Erläuterungen setzt. Kein nerviger Fußnotenapparat, der alles erklären will und die Gedichte dadurch zerschießt, sondern gerade soviel Hinweise wie nötig, um zu ermöglichen, selbsttätig weitere Recherchen anzuschließen, sofern gewünscht. Die Gedichte sind luftig gesetzt und der Band lässt einem Atem holen. Das ist sehr angenehm.

Subramaniam, 1967 geboren, begegnet ihrem zeitweiligen Wohnort Mumbai in dem Gedicht Die Stadt und ich (Rückkehr nach Bombay nach dem 26. November 2008). Hier sagt sie die titelgebenden Worte des Bandes

[…]
Diesmal
brandete die Stadt
gegen mich,

räudig
mit blutunterlaufene Augen,
ohne Schutzimpfung,

plötzlich
mein.

Der 11. September 2001 ist in unser aller Gedächtnis eingegangen. Ist es das Datum 26. November 2008, als dem Terror in Mumbai mindestens 239 Verletzte und 174 Tote zum Opfer fielen, ebenso?

Was kann Poesie gegen Menschenverachtung setzen? Es geht bei allem um Widerstände, die zu spüren und zu überwinden für unser Leben wichtig ist.

Diesmal haben wir uns nicht umkreist,
die Stadt und ich,
Nackenhaar aufgestellt,
Fell gesträubt.
[…]