Eva Bourke: „Seeing yellow“

Das Feuer der Sonnenblumen

Das dem neuen Gedichtband von Eva Bourke titelgebende Gedicht Seeing Yellow kommt mir wie eine Aufforderung vor, sich zeitweilig von unserer bunten Welt zu verabschieden und den Fokus des Sehens auf eine Farbe zu legen. Entsprechende Filter hat das menschlische Auge nicht, und doch: Diese Einzelbetrachtung ist eine Übung der Wahrnehmung, die uns über die Bedeutung der Farbe Gelb reflektieren lässt.

Ich greife mir Derek Jarmans Chroma. Ein Buch der Farben (aus dem Englischen von Almuth Carstens, Merve Verlag, Berlin 1995) aus dem Buchregal heraus und schlage sein Kapitel zu Gelb auf.

Bin ich auf dem richtigen Weg? Das Cover von Seeing Yellow zeigt eine Studie aus der Serie For the birds von Benjamin de Búrca, Bourkes Sohn, der mit Bárbara Wagner als Künstlerpaar im Bereich Videokunst und Fotografie arbeitet. Benjamin hat in Glasgow Malerei studiert. Ich bin mir sicher, dass Jarmans Chroma auch in seinem Bücherregal steht.

Jarman schreibt:

Der Frühling kommt mit Schellkraut und Narzisse. Der gelbe Raps macht Bienen schwindelig. Gelb ist eine schwierige Farbe, vergänglich wie die Mimose, die ihren Blütenstaub abwirft, wenn die Sonne untergeht.

Die Verbindung von Strahlkraft und Vergänglichkeit ist auch die über allen Gedichten dieses Bands schwebenden Energie, die mit Worten die Erdschwere, die Trauer im Zaum hält und die Liebe zu den Menschen feiert.

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Moya Cannon: „A Private Country | Ein privates Land“

Ein Herzensprojekt ist angekommen auf dem deutschsprachigen Buchmarkt!

Eine Auswahl aus den letzten drei Gedichtbänden der irischen Lyrikerin Moya Cannon erstmals in deutscher Übersetzung (von Eva Bourke und mir).

edition offenes feld
Gebundene Ausgabe, 152 Seiten
17,50 Euro
ISBN 978-3-7448-7523-3

Eine Danksagung an (in der Reihenfolge des Auftretens):

Marcella Continanza – für die Organisation der gemeinsamen Lesung von Moya Cannon und mir im Rahmen des 7. Europäischen Poesiefestivals in Frankfurt am Main im Mai 2014
Moya Cannon – für diese wunderbare Lesung und ihr Vertrauen, dass ihre Gedichte bei Eva und mir zum Übersetzen ins Deutsche in guten Händen sind.
Reinhart Moritzen – für die Lesung einiger deutschen Übersetzungen von Moyas Lyrik, angefertigt von Eva, im Rahmen des Poesiefestivals in Frankfurt und für die postalische Übersendung derselben.
Ireland Literature Exchange (ILE) – für die Gespräche bei der Frankfurter Buchmesse 2014 mit Christine O’Neill, die mir in der Frühphase des Projektes Hans-Christian Oeser als Übersetzer irischer Lyrik nannte,  bei der Frankfurter Buchmesse 2015 mit Radmila Radovanović.
Hans-Christian Oeser – für seine Unterstützung des Projektes im Allgemeinen und für die Herstellung des Kontaktes zu Eva.
Eva Bourke – für die kollegiale und herzliche Zusammenarbeit, für das Wortfeilen bis zur Druckfreigabe, ihre Gastfreundschaft bei meinen beiden Berlin-Besuchen, ihre Bereitschaft, ihr Können und Wissen in Sachen irischer Literatur und Übersetzungsarbeit mit einem zu teilen, der darüber keine Vorerfahrungen besitzt, und für den Kontakt zu Miriam.
Jürgen Brôcan – für sein spontanes Interesse, die Gedichtauswahl vom Manuskript zum Buch werden zu lassen, für seine Verhandlungen mit Carcanet Press, denen es zu verdanken ist, dass der Band zweisprachig erscheinen kann, für die Beantragung eines Übersetzerstipendiums des Translation Grant Programmes von Literature Ireland, für das zähe Ringen um ein möglichst fehlerfreies Skript, für seine nicht nachlassende Konzentration bei dieser Tätigkeit und für die Erarbeitung eines wunderschönen Covers.
Michael Schmidt – für die Erlaubnis, Moyas Gedichte, die in seinem Verlag Carcanet Press, Manchester, erschienen sind, als englische Originalversion abzudrucken.
Literature Ireland (LI) – für das Gespräch mit Florence McDonald bei der Frankfurter Buchmesse 2016, für die Unterstützung bei der Beantragung des Stipendiums und für die Gewährung desselben.
Miriam de Búrca – für ihre Intuition, im richtigen Moment ein Foto aufzunehmen und uns dieses Stück fotografierter Poesie als Coverbild zur Verfügung zu stellen.

Dank auch an alle Personen, die dieses Projekt durch Korrekturlesen, fachlichen Rat oder ihr Wissen über die Verlagslandschaft unterstützt haben.

Eva Bourke: „piano“

Der Gedichtband piano von Eva Bourke erschien 2011 in der Dedalus Press, Dublin. Das Verlagshaus wirbt mit dem Satz Poetry from Ireland and the World.

Wenngleich ich mit Eva schon seit geraumer Zeit an Übersetzungen der Lyrik von Moya Cannon (Dublin) arbeite und dabei viel über die Mittlungstätigkeit des Übersetzens lernen durfte, komme ich erst jetzt dazu, Evas Lyrik in Augenschein zu nehmen, ihren besonderen Blick, der bedingt ist durch ihre Muttersprache Deutsch und ihr Leben und Arbeiten in Irland.

A beautiful useful word in German Zeitraum combines time and space in one. Does this not encapsulate the way memory works?
(aus: Journal from the Mirrored Cities )

Der Zeitraum ihrer Geburt, 1946, ist, bildlich gesprochen, wenige Minuten nach der Stunde Null, dem Neubeginn in Deutschland und Österreich nach der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945.

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Eva Bourke und Vincent Woods (Hrsg.): „fermata. Writings inspired by Music“

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Die Zeit anzuhalten, in der Bewegung innezuhalten, dem Fluss des Lebens eine (Lese-)Pause zu verschaffen, dabei die Vielfältigkeit und -stimmigkeit der Musik erlebbar zu machen, das ist das Ziel der gerade bei Artisan House (Letterfrack, Connemarra) erschienenen Anthologie fermata, die zeitgenössiche irische Lyrik und Prosa versammelt.

Die Herausgeber der Anthologie, Eva Bourke und Vincent Woods, haben auf über 250 Seiten bedeutende irische Stimmen, etwa Nobelpreisträger Seamus Heaney, Eiléan Ní Chuilleanáin, Paula Meehan, Moya Cannon, Rita Ann Higgins, Vona Groarke, Theo Dorgan, Matthew Sweeney, Colm Tóibín, gesammelt und zu einem großen Orchester aufgestellt, ergänzt um den von Eva Bourke übersetzten deutschen Lyriker Jan Wagner.

Die Heraushebung der genannten Autorinnen und Autoren belegt nur meine immer noch unzureichende Kenntnis der irischen Literatur, denn es sind viele Namen mehr, die mit ihren Beiträgen das Orchester bereichern.

Und so sitze ich nun gespannt im Publikum und erwarte das Konzert. Ich werde es nicht auf einmal konsumieren, bewältigen können. Ich muss meine Ohren schulen, damit sie die Feinheiten heraushören. Daher werde ich nach Konzertschluss diese Anthologie eine Weile mit mir herumtragen, willkürlich die Partitur aufschlagen und versuchen, mir die Melodiefolgen einzuprägen.

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