Happy Birthday – 5 Jahre Literaturblog »vitabu vingi«

Für den ersten Geburtag meines Blogs wählte ich das Cover von „Ein Winter in Hakkari“. Es stand stellvertretend für gute Gestaltung und für wichtige Bücher, die ich noch nicht besprochen habe. Eine Aufforderung, nicht stehen zu bleiben, sondern in der Fremde den Weg in die Literatur zu wagen.

Nun, bei diesem Jubiläum, stelle ich Judith Beveridges „Storm and Honey“ im gleichen Sinn vor. Ein schön gestaltetes Cover und eine Arbeitsaufforderung. Sie geht über das Schreiben einer Rezension hinaus. Ich sollte mir Beveridges dichte Sprache zugänglich machen, sie in meine Sprache übersetzen. Ein Projekt, für das meine sprachlichen Fähigkeiten kaum ausreichen werden. Aber, wer weiß?!

Die 1956 in London geborene Beveridge kam 1960 mit ihren Eltern nach Australien. Sie ist eine preisgekrönte Stimme der zeitgenössischen australischen Lyrik, die hier zu hören und von Sabine Scho übersetzt in deutscher Sprache nachzulesen ist.

Für den 2009 erschienenen Band „Storm and Honey“ wendet sich Beveridge den Fischern zu, die mit ihren Booten an der Küste und in der Flussmündungen auf Fang gehen.

Jellyfish translucent as onionskin pulse through the bay.
Davey gets one on his oar and lifts it up like a dripping wad

of plastic wrap. I see others floating in and out the shallows
changing colour likes globes of thin photosensitive glass.
(from: Jellyfish)

Quallen, transluzent wie Zwiebelhaut, pulsieren durch die Bucht.
Davey kriegt eine aufs Ruder und hebt sie hoch wie ein triefendes

Bündel Plastikfolie. Ich sehe andere in Untiefen ein- und ausschweben,
wie Kugeln aus dünnem, lichtempfindlichem Glas ihre Farbe ändernd.
(aus: Quallen)

Oodgeroo Noonuccal: „My people“

Eine kleine Reihe über Bücher, die ich in Buchhandlungen außerhalb Deutschlands gekauft habe: gleebooks store Dulwich Hill, Sydney, Australien, Januar 2017.

Die Gedichtsammlung der politischen Aktivistin, Künstlerin und Dichterin Oodgeroo Noonuccal (1920-1993), auch bekannt unter dem Namen Kath Walker, gibt einen Einblick in die Gegenwart der Aboriginals zwischen Überlieferung Ihrer Kultur und Rassismus. Oogeroo war die erste Aborigine, die 1964 ein Buch mit Gedichten veröffentlichte. Die Sammlung „My people“ erschien 1974 als a Kath Walker collection. 1988 übernahm sie ihren Aboriginal-Namen, der Myrtenheide bedeutet.

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Kevin Hart: „Dark Retreat“

Die Rare Objects Series der Vagabond Press aus Sydney bringt jeweils eine kleine Anzahl von Gedichten in limitierter Auflage von 100 Stück heraus. In Australien heißen diese Bücher Chapbooks. Vergleichbar ist das am ehesten mit den bei hochroth verlegten Lyrikbänden, die zu einem niedrigschwelligen Preis bei Buchmessen und im Handel angeboten werden.

Kevin Hart gilt, wenngleich er 1954 in England geboren wurde und seit 2001 überwiegend in den USA lebt, als australischer Dichter und Literaturkritiker. Die englische Version des Wikipedia-Eintrags ist etwas ausführlicher. Dort wird es als „an Anglo-Australian theologian, philosopher and poet“ geführt.

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John Mateer: „Der Narbenbaum“

johnmateer_dernarbenbaum

Natives and Aliens

John Mateer und sein Gedicht Verbreitung aus dem 2015 bei hochroth erschienenen Band  „Der Narbenbaum“ geben Anlass, über Einheimische und Fremde nachzudenken.

Das Gedicht stellt die ausschließlich in Australien beheimatete Banksia, eine Pflanzengattung innerhalb der Silberbaumgewächse in den Mittelpunkt seiner Betrachtung. Schnell finden sich im Internet Abbildungen der verholzten Zapfen und der durch die große Hitze der Buschfeuer aufgesprungenen Früchte des Fruchtstands. Jetzt weiß ich endlich, was ich vor Jahren in einer Bucht von Sydney aus dem Wasser fischte und nicht zuordnen konnte: den Rest einer Banksia integrifolia, auch Honeysuckle, White Bottlebrush oder in der Sprache der Gunaikurnai (Gippsland Region) Birrna genannt. Fälschlicherweise lag der Fund bis eben bei Muscheln und Schneckengehäusen.

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Michelle Cahill: „Vishvarūpa“

Michel Cahill: Vishvarūpa

Vishvarūpa der 1969 in Kenia geborenen, australisch-indischen Autorin Michelle Cahill erschien 2011. Die Printausgabe ist nahezu vergriffen. Über die befreundete Lyrikerin Debbie Lim fand das Buch von booktopia in Lidcombe, dem Stadtteil Sydneys, das den Olympiapark von 2000 beherbergt, den langen Postweg nach Deutschland.

Cahill kam nach der Grundschulzeit in London mit der Familie nach Australien. Sie lebt in Sydney, hat für ihre Poesie mehrere Preise erhalten und ist Herausgeberin des Mascara Literary Review.

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Debbie Lim: „Recalling the Bats“

Debbie Lim: Beastly Eye

Flughunde oder auch Flugfüchse, die großen Verwandten unserer in der nördlichen Hemisphäre beheimateten Fledermäuse, erfreuen sich bei den Menschen keiner großen Beliebtheit. Sie sind Vegetarier und ernähren sich von Blüten und Früchten. Viele sehen in ihnen nur Plünderer, die über Obstbäume herfallen. Die australische Lyrikerin Debbie Lim lässt in ihrem Gedicht „Recalling the Bats“ diese Tiere in einem anderen Licht erscheinen und führt uns zum Ursprung des Lebens auf unserem Planeten. Nachzulesen auf Faustkultur.