Raoul Eisele und Monika Ernst: „immer wenn es ein wenig den Himmel entlang grollt, Maman“

Hinfälligkeit des Hoffens

ich vermisse dich, ich vermisse unsere Gespräche und führe sie hierdurch fort, denn immer übersieht und vergisst man, was man gerne hätte gesagt; dort wo ich unsere Leerstellen von damals erkunde, scheint es mir, dass nur du dazu im Stande wärst, mir zu helfen, du dieses kurze Aufleuchten, als wäre hinter jedem Halm ein Haar von dir, eine Wimper […]

schreibt der Protagonist Emile im September 1989 aus Paris an seine Schwester Kristine. Raoul Eisele (Text) (* 1991) und Monika Ernst (Illustration) (* 1996) erzählen eine Familiengeschichte, die von Brüchen gezeichnet ist.

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Andrea Grosso Ciponte, Dacia Palmerino: „Martin Luther“

Welche Gerechtigkeit …

Der grafische Roman (Graphic Novel) über das Leben und Wirken Martin Luthers, 2016 in der Edition Faust erschienen, fand jetzt auf merkwürdige Weise zu mir. Schon bei der letzten Buchmesse in Frankfurt hatte mir Bernd Leukert, Mitherausgeber von Faustkultur, das Projekt in einem Gespräch vorgestellt.

In der Sakristei der Pauluskirche fand ein Gespräch über das Oratorium Der Himmel über Sodom, für das Wolfgang Kleber die Komposition und ich das Libretto erarbeitet haben, statt. Das Oratorium versteht sich als Beitrag zum Reformationsjubiläum und wird am 11. November in der Pauluskirche uraufgeführt.

Ich gebe zu, dass mein Wissen über Luther gering ist. So bereitete mir die Frage nach dem Zusammenhang des Librettos zu Martin Luther einige Schwierigkeiten. Ich antwortete, dass ja auch Luther sich mit der Frage nach (Gottes) Gerechtigkeit auseinandergesetzt hat und stellte das Oratorium in einen größeren Zusammenhang mit der Frage der Theodizee.

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Marjane Satrapi: „Persepolis. Eine Kindheit im Iran“

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Marjane Satrapi, 1969 in Rascht geboren, ist iranisch-französische Comiczeichnerin, die mit ihrer gezeichneten Autobiografie „Persepolis“ zu Beginn des 21. Jahrhunderts weltweit bekannt wurde. Die deutsche Ausgabe von 2004 wurde von Stephan Pörtner übersetzt.

Diese Graphic Novel ist ein mutiges Buch, nicht weil Satrapi die politischen Bedingungen im Iran benennt, sondern weil aufzeigt wird, wie diese Bedingungen durch ihre Familie hindurch gewirkt haben, wie Menschen zu Tode gekommen sind, die dem heranwachsenden Mädchen sehr nahe standen.

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Simon Schwartz: „Packeis“

Simon Schwartz: Packeis

Im Frühjahr 1945, die Zeitungen melden den Tod Hitlers, blickt ein alter Mann in seinen Spind, holt Eimer und Wischmopp heraus und beginnt, den Boden des naturgeschichtlichen Museums zu wischen. Hier beginnt der Rückblick auf die spannende Biografie des Afroamerikaners Matthew Henson, der als erster Mensch 1909 den Nordpol erreichte, in die Sagenwelt der Inuit einging und in der amerikanischen Gesellschaft wegen seiner Hautfarbe keine Anerkennung für seine wissenschaftlichen Leistungen erhielt. In der Graphic Novel „Packeis“ zeichnet Simon Schwartz den Lebensweg Hensons frei nach, ergänzt um eine ausführliche Zeittafel und zahlreiche Fotografien im Anhang.

Irgendwann habe ich mich als Kind vom Comic abgewandt, unzählige zerfledderte Fix&Foxi, Donald Duck, etwas Superman, Asterix. Ach, lange ist das her! Graphic Novel ist für mich etwas Neues, das ich jetzt entdeckte, als meine Kinder nach Comics gefragt hatten und ich losging, um zu sehen, was es heute so gibt: Packeis, ein tolles Buch.