Janusz Szuber: „Esej o niewinności – Essay über die Unschuld“

Eine kleine Reihe über Bücher, die ich in Buchhandlungen außerhalb Deutschlands gekauft habe.

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Auch diesen zweisprachigen Poesieband erstand ich, wie Wisława Szymborskas Wystarczy – Enough in der Buchhandlung Tajne Komplety in Wrocław.

Dabei könnte die Vorgehensweise Janusz Szubers in Esej o niewinności – Essay über die Unschuld im Vergleich zu Szymborska kaum unterschiedlicher sein.

Ziehen wir nochmals Mathias Kneip heran:

Doch im Gegensatz zu ihm [Czesław Miłosz] erreichte die Stimme Szymborskas auch jene, die sich wenig oder gar nicht für Gedichte interessieren. Ihre Texte bedurften keiner Fußnoten, keiner Erklärung, sie spielten nicht an auf andere, hoben thematisch nicht vom Boden ab. Im Gegenteil, die Hauptfigur ihrer Poesie ist das Alltägliche.

Für Szuber (*1947 in Sanok) kann geltend gemacht werden, dass seine Texte Fußnoten bedürfen, Fußnoten der Geschichte, denn als solche verstehen sich seine Texte. Und in der Tat haben sich die Übersetzerinnen Anna Hanus und Ruth Büttner dazu entschlossen, einige Erklärungen anzufügen. Aber sie haben das mit Umsicht gemacht und auf das absolut Notwendige reduziert. Die Einleitung bietet zusätzliche Hinweise, wie man sich Szubers Werk nähern kann.

Adam Zagajewski schreibt in seinem Vorwort:

Sein Werk ist ein durchaus originelles Beispiel für regional verankerte Kunst. Szuber lässt sich von der Vergangenheit inspirieren. Er rekonstruiert die längst vergangene Zeit, indem er Gestalten, Gegenstände, Landschaften, Ereignisse in einer Momentaufnahme eine „kurze Ewigkeit“ lang ans Licht holt. […]
Szuber bedient sich eines natürlichen gehobenen Stils, doch er spielt gern mit Konventionen, Pastiches, Anspielungen auf eigene und fremde Werke. […]
Janusz Szuber ist ein Meister dieses Gedächtnisses, der Erinnerung an das Ungekannte.

Nun, wenn im Falle Szymborkas die einfache Sprache und die Alltagswelten ihrem Werk zum internationalen Durchbruch geholfen haben, lässt sich von Szuber sagen, dass seine Herangehensweise, die eine andere ist, ihm keineswegs geschadet hat. Sicher ist sein Name in Deutschland weniger bekannt als der der Nobelpreisträgerin, nichtsdestotrotz zählt, Zagajewski folgend, Szuber zu den bekanntesten Gegenwartsdichtern Polens. Für mich eine faszinierende Poesie, eine beglückende Lektüre!

 

Wer?

In verschiedenen Kunststücken habe ich mich versucht, das gebe ich zu
Aber ich bin eher ein miserabler Kleinkünstler.
Die Jahrmärkte auch nicht mehr das, was sie einmal,
Bis zu den Achsen im Morast. Messerstechereien.

Mit Erde, Generationen, dem toten Brauchtum.
In sich. Austauschbar, unaustauschbar. Wer?
Derjenige, der teilnimmt und das Feuer am Brennen hält
und einen Abdruck in der Luft hinterlässt?

[…]