Takis Würger: „Der Club“

Schnörkellos und direkt ist Takis Würgers Sprache in seinem literarischen Debüt „Der Club“, dem 2017 viel Aufmerksamkeit des deutschen und deutschsprachigen Feuilletons zuteil wurde. Ich schreibe selten über Bestseller. Und will mich kurz halten.

Es ist weniger die spannend aufbereitete Geschichte eines Verbrechens (bei dem es um schmutzige Männerphantasien und ausgelebte Allmacht geht, um sexuellen Missbrauch an jungen Studentinnen innerhalb einer elitären Gruppe in Cambridge, dem Club), als die Herkunft der Hauptfigur Hans, die mich in Bann gezogen hat. Wie der Tod in das Leben des Kindes kommt, diese Passage ist kompromisslos hart. Später, nachdem die Handlung sich zum Krimi entwickelt, in der Hans die Täter finden und überführen soll, später kommt der Tod erneut unerwartet: im Schlaf.

Aber ist die Endlichkeit des Lebens jenseits der aufgebauten Spannung nicht der Kern des Romans? Seine Essenz? Der plötzliche Verlust, er bildet den roten Faden dieses aus unterschiedlichen Ich-Perspektiven klug erzählten Romans.

Hans

[…]
Als ich fünfzehn war, fuhren wir im November zu einem Turnier nach Brandenburg. Auf der Hinfahrt, kurz vor Berlin, lag auf einer Brücke, die über die Havel führte, eine Schicht Eis auf der Fahrbahn. Das Auto drehte sich in der Kurve und rutschte gegen die Leitplanke. Mein Vater stieg aus und ging dem nachfolgenden Verkehr entgegen, damit niemand in das Auto mit seinem Sohn fuhr. Ich blieb auf dem Beifahrersitz sitzen und hatte Angst. Im Rückspiegel sah ich einen Zementwagen, in dessen Windschutzscheibe ein blinkendes Schild klebte, auf dem „Hansi“ stand. Der Wagen erfasste meinen Vater mit der Kühlerhaube und spaltete sein Gesicht. Der Zementwagen hatte einen Blechschaden an der Frontklappe. Ich erinnere mich nicht mehr an die Beerdigung oder die folgenden Monate.