Richard Wagner: „Schwarze Kreide“

Richard Wagner: Schwarze Kreide

Das Interview mit Horst Samson auf Faustkultur ist mir Anlass, den Lyrikband „Schwarze Kreide“ von Richard Wagner, eines weiteren Vertreters der rumänisch-deutschen Literatur und Wegbegleiter Samsons, aus dem Regal zu holen. Das Buch, 1991 erschienen, ist seit 1999 in meinem Besitz. Ich weiß nicht mehr, wie es zu mir fand, das nummerierte Exemplar trägt die Nummer 271 von 1000.

Wie ich schon im Beitrag über den Lyrikband „Das Imaginäre und unsere Anwesenheit darin“ von Horst Samson sagte: Manchmal reichen zwei Verse, um die Welt und die Bestimmung des lyrischen Ich darin zu fixieren.

Hier bei Richard Wagner sind es drei Verse, die mich aufhorchen lassen. Sie stammen aus dem Gedicht „Die Lichter meiner Dörfer„, das Moses Rosenkranz gewidmet ist.

Ich bin auf eine lange Reise gegangen.
Wörter, schwarze Maulbeeren,
veränderten mir das Gesicht.

Wer war Moses Rosenkranz und auf welche Reise ging er?

Wolf Biermann hat einen Nachruf auf ihn im Spiegel 22/2003 veröffentlicht. Und Deutschlandfunk würdigt den Dichter zu seinem 100. Geburtstag.

1991 jedoch war der 1904 in der nördlichen Bukowina geborene Moses Rosenkranz in Deutschland nahezu unbekannt, obwohl er sich nach seiner Flucht aus Rumänien 1961 im Schwarzwald niedergelassen hatte, ohne sich je dort, in Deutschland, zuhause zu fühlen.

Erst die fast eine Generation später aus Rumänien kommenden deutschsprachigen Autoren, tragen ihn im Gedächtnis und bringen ihn ins Bewusstsein eines gerade vereinten Deutschlands. Mit „Die Lichter meiner Dörfer“ spricht Richard Wagner ebenso sehr über Rosenkranz wie über sich selbst. Er spricht über den Verlust der Heimat und über die Kontinuität staatlicher Repression.

Der Rimbaud-Verlag Aachen hat das Werk Moses Rosenkranz‘ verlegt.