Der fallende Prometheus
Moderner Bocksgesang | Oratorium
Komposition: Wolfgang Kleber, 2021
Libretto: Eric Giebel, 2021
(Johann Heinrich Füssli: Herakles erlegt den Adler des Prometheus, 1781/1785, Kunsthaus Zürich, Bearbeiteter Ausschnitt: Eric Giebel)
UA:
09.04.2022, Pauluskirche Darmstadt
weitere Aufführungen:
10.04.2022, Pauluskirche Darmstadt
04.06.2023, Pauluskirche Darmstadt, 18:00 Uhr
08.06.2023, Friedenskirche Nürnberg, Palmplatz 11, 12:00 Uhr (Evangelischer Kirchentag)
Ausgehend von Johann Wolfgang von Goethes Prometheus, dem Gedicht, das die Gedankenwelt des Sturm und Drang wie kein zweites zum Ausdruck bringt (und damit auch bezugnehmend auf das Aischylos zugeschriebene Drama Der gefesselte Prometheus), gibt Prometheus zu Beginn des 21. Jahrhunderts weiterhin den Gegenspieler Gottes, den Revolutionär, der sich einst gegen die göttliche Allmacht wandte und zur Strafe immer noch an einen Felsen im Kaukasus gekettet ist.
Gott war und ist in Prometheus‘ Augen ein Tyrann, der die Menschheit knechtet. Er rechtfertigt noch heute seinen früh initiierten Diebstahl des göttlichen Feuers, das, den Menschen dargeboten, Zivilisation und Partizipation an Gottes Schöpfung ermöglichte.
Die Menschen haben über ihre Verhältnisse gelebt und die revolutionäre Tat des Prometheus vergessen. Die Erde ist nach Jahrtausenden aufgebraucht. In der jungen Generation regt sich Widerstand gegen die Ausbeutung des Planeten. Prometheus wird die Fähigkeit des Vorausschauens abgesprochen, mehr noch, ihm wird angelastet, durch sein früheres Handeln die eingetretene, unverantwortliche Entwicklung mitverursacht zu haben.
Prometheus ist der tragische Held, von dem sich am Ende die Menschen, die ihm so viel zu verdanken haben, wütend abwenden.
Der fallende Prometheus behandelt nach Der Himmel über Sodom (2016/2017) erneut Fragen der Theodizee. War dort die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes ein Aufschrei gequälter Menschen: Wo ist die Gerechtigkeit auf dieser Welt?, so gibt in nun Gott selbst die Antwort auf diese Frage. Er bietet den Menschen Zuversicht und Hoffnung, damit sie die Schöpfung bewahren können: Die Gerechtigkeit ist in mir, sie ist mit mir. Wenn ihr mit mir seid, ist die Gerechtigkeit in euch.
Essay: Genie oder Epigone?
Weitere Informationen auf www.der-fallende-prometheus.de.
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Der Himmel über Sodom
Oratorium
Komposition: Wolfgang Kleber, 2017
Libretto: Eric Giebel, 2016
UA:
11.11.2017, Pauluskirche Darmstadt
weitere Aufführungen:
19.06.2019, Pauluskirche Darmstadt
22.06.2019, Propsteikirche Dortmund
Das Oratorium nimmt aktuelle Bezüge zur Frage auf, wie mit Asylsuchenden umgegangen werden soll. Es untersucht anhand der in der Bibel, im Koran und im Talmud erwähnten Geschichte von Sodom, ob ein Einzelner in einer zunehmend dem Gastrecht feindlich gesinnten Masse moralisch handeln kann.
Textgeschichtlich greift das Libretto auf den Beginn des antiken griechischen Dramas zurück, insbesondere auf Aischylos, der durch die Reduktion der Chormitglieder und durch Einführung der gesprochenen Rede als Handlungsträger mittels mehrerer Schauspieler dem Drama entscheidende Handlungsimpulse gab, weg von einer bei den Aufführungen der Großen Dionysien zuvor üblichen Statik in der Handlung. Diese Aufführungen, bei denen dem Chor eine hervorragende Rolle zukam und nur ein Solist/Schauspieler auf der Bühne stand, glichen eher einem Oratorium denn einem Schauspiel im heutigen Sinne. Die Schutzflehenden von Aischylos, vermutlich um 463 v. Chr., gibt dem Chor allerdings wieder eine stärkere Position und rückt ihn in die tradierte Position des Handlungsträgers. An diese machtvolle Rolle des Chors knüpft Der Himmel von Sodom an.
Der durch schicksalhafte Verstrickungen zum tragischen Helden werdende Lot steht dem Chor der Sodomiter mit seinem Chorführer am Ende hilflos gegenüber.
Weitere Informationen auf www.der-himmel-ueber-sodom.de.