Arundhathi Subramaniam: „When God Is a Traveller“

Eine kleine Reihe über Bücher, die ich in Buchhandlungen außerhalb Deutschlands gekauft habe.

Arundhathi Subramaniam: When God is a Traveller

Diesen Gedichtband habe ich in Kottayam, Kerala, Südindien in der Buchhandlung current books gekauft. Die kleine Buchhandlung ist, soweit ich das sehen konnte, in zwei Sprachen aufgeteilt: links Bücher in Malayalam, rechts englischsprachige Ausgaben.

Kottayam gilt als eine Stadt, die eine 100%-Alphabetisierungsrate erreicht hat. Das lässt sich selbstverständlich für den Reisenden nicht nachprüfen, aber die Tatsache, dass sieben Tageszeitungen für eine Einwohnerzahl, die etwas über der Darmstadts liegt, zur Verfügung stehen, spricht eine eigene, selbstbewusste Sprache.

Auch in Südindien nimmt Lyrik keinen breiten Raum in den Regalen der Buchhändler ein. Auf meine Frage nach zeitgenössischer indischer Lyrik geht der Buchhändler in sich und auf die Suche. Viele Bücher sind übereinander gestapelt, weil der Regalplatz nicht ausreicht. Bücher müssen in die Hand genommen werden. Nach einer Weile legt er mir neben anderen Subramaniams „When God Is a Traveller“ von 2014 vor.

Die Autorin ist im indischen und englischsprachigen Raum durch mehrere Bücher und als Herausgeberin wohl bekannt. In einem Interview mit der kroatischen Indologin Lora Tomas spricht sie über den reisenden Gott, gemeint ist Kartikeya, auch als Skanda bekannt.

Moya Cannon: „Carrying the Songs“

Eine kleine Reihe über Bücher, die ich in Buchhandlungen außerhalb Deutschlands gekauft habe.

Moya Cannon: Carrying the Songs

Nachdem ich Moya Cannon beim 7. Europäischen Poesiefestival in Frankfurt am Main im Mai 2014 kennenlernte und mit ihr eine Lesung gestalten durfte, suchte ich im Sommerurlaub in Irland in den Buchläden nach ihrem Werk. In Charlie Byrne’s Bookshop in Galway fand ich „Carrying the Songs“ aus dem Jahr 2007.

Moyas Lyrik ist großartig. Ihre Texte sollten in Deutschland bekannt sein als eine große europäische Stimme. Mein bescheidener Beitrag hierzu waren zwei Übertragungen ins Deutsche („Driving Back Over the Blue Ridge“ und „Eavesdropping“), die wir bei der Lesung in Frankfurt bilingual gelesen haben.

Für mich, der so sehr an seiner Muttersprache klebt und der in der Schule niemals große Lust verspürte, Fremdsprachen zu lernen, kommt es einer Befreiung gleich, in die Feinheiten einer anderen Sprache einzudringen und neue Melodien und Bilder kennenzulernen.

Debbie Lim: „Recalling the Bats“

Debbie Lim: Beastly Eye

Flughunde oder auch Flugfüchse, die großen Verwandten unserer in der nördlichen Hemisphäre beheimateten Fledermäuse, erfreuen sich bei den Menschen keiner großen Beliebtheit. Sie sind Vegetarier und ernähren sich von Blüten und Früchten. Viele sehen in ihnen nur Plünderer, die über Obstbäume herfallen. Die australische Lyrikerin Debbie Lim lässt in ihrem Gedicht „Recalling the Bats“ diese Tiere in einem anderen Licht erscheinen und führt uns zum Ursprung des Lebens auf unserem Planeten. Nachzulesen auf Faustkultur.

Luisa Famos: „eu sun la randolina d’ünsacura“

Eine kleine Reihe über Bücher, die ich in Buchhandlungen außerhalb Deutschlands gekauft habe.

Luisa Famos: Ich bin die Schwalbe von einst

Die rätoromanisch-deutsche Ausgabe der Lyrik von Luisa Famos „eu sun la randolina d’ünsacura – ich bin die schwalbe von einst“ habe ich in der Buchhandlung Chantunet da cudeschs C. Fliri ed A. Hüberli in Scuol erstanden. Die Gedichte aus dem Nachlass sind von Mevina Puorger herausgegeben.

Luisa Famos, geboren 1930 in Ramosch im Unterengadin, starb 1974 im Alter von 43 Jahren in ihrer Schweizer Heimat.

Horst Samson: „Das Imaginäre und unsere Anwesenheit darin“

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Wir lesen zu wenig Lyrik, wir alle, uns Lyrikerinnen und Lyriker eingeschlossen. Das ist nicht neu und wird gerne als Grund dafür genannt, dass Lyrik nicht mehr öffentlich diskutiert wird. Die Katze, die sich in den Schwanz beißt: Keine Besprechungen im Feuilleton, kein Publikumszuspruch, keine Besprechungen im Feuilleton, etc.

Dabei sollte über die Leselust gesprochen werden, die es bereiten kann, den Tag ausklingen zu lassen mit den Gedichten einer fremden Person, die einem im Laufe des Abends nähertritt, sich durch ihre Worte vorstellt und dann später, vielleicht erst gegen Mitternacht, vertraut sein wird. Ich spreche also nicht davon, mal ein, zwei Gedichte anzuschauen, sondern einen Gedichtband konzentiert zu lesen.

Diese Woche habe ich Horst Samsons 2014 im Pop Verlag erschienenen Band „Das Imaginäre und unsere Anwesenheit darin“ gelesen und bin mit dem Autor auf eine Zeitreise gegangen von der Verbannung seiner Eltern in die Baragan-Steppe, seiner Geburt 1954, vom stalinistischen Rumänien, dem Exil bis in die Gegenwart.

Meine Jahre, verlorene
Gedichte, Wörter holen mich

(aus: „Bei den Sonnenblumen“)

Manchmal reichen zwei Verse, um die Welt und die Bestimmung des lyrischen Ich darin zu fixieren. Das ist die wunderbare Kraft der Lyrik, die uns Samson zur Verfügung stellt. Machen wir etwas daraus, trotz alledem!

Peter Härtling: „Zwettl“

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In einer Zeit, in der die Bücher immer schneller aus den Buchläden verschwinden, so sie es bis dorthin geschafft haben, gleicht es einem Wunder, einem Buch aus den Achtzigern auf der Straße zu begegnen.

Letzten Herbst waren die Quitten schnell reif geworden. Ich hatte noch keinen Gelee gemacht, da gab es auf dem Markt schon keine Früchte mehr. Eine Freundin aus der Frankfurter Straße gab mir einen Tipp. Der Nachbar um die Ecke bietet noch welche zum Verkauf, sagte sie. Auf dem Bürgersteig dieses Nachbarn stand eine Kiste mit alten Büchern, aus der ich Härtlings „Zwettl“ herausnahm. Der Titel sagte mir nichts, aber der Untertitel „Nachprüfung einer Erinnerung“ weckte mein Interesse. So ging ich mit Quitten und Buch bestückt zurück in die Frankfurter Straße.

„Zwettl“ geht auf die Suche nach Indizien, die Erinnerungen an Kindheit und Krieg, an die Eltern belegen. Härtling möchte herausfinden, was genau wann und warum geschehen ist, ob seine Erinnerungen exakt sind. Für diesen Abgleich fährt er 1971 nach Zwettl, nordwestlich von Wien, befragt Verwandte und offizielle Stellen.

Was Härtling findet, findet sich im Widerspruch zu anderslautenden Aussagen. „Es sei, berichtigt Tante K. mit Erbitterung, alles falsch. So habe es sich nicht zugetragen.“

„Zwettl“ belegt nicht eine Wahrheit, sondern dokumentiert ihre aus verschiedenen Perspektiven, Verzerrungen und Erinnerungslücken hervorgehenden Widersprüche durch „Löschung eines Kapitels“, „Exkurse“ und „Korrekturen“. Und es ist mit 126 Seiten ein schmales, aber großes Buch einer Vater-Sohn-Suche.

Luis Sepúlveda: „Wie Kater Zorbas der kleinen Möwe das Fliegen beibrachte“

Luis Sepúlveda: Wie Kater Zorbas der kleinen Möwe das Fliegen beibrachte

Ein Fund beim Kinderbuchflohmarkt in der Schule. Intuitiv wusste ich, das ist ein Juwel, das fälschlicherweise unter die Masse eselohriger Leselernbücher geraten war. Ich habe das Buch sofort in die Hand genommen und nicht mehr hergegeben. Es stammt in der 11. Auflage aus dem Jahr 2007. Trotz des für ein Buch inzwischen hohen Alters hat es seinen Schwung nicht verloren. Es wirkt frisch und unverbraucht, so wie die ersten Flügelschläge der Möwe Afortunada. Obwohl meine Kinder meine Vorlesestimme längst nicht mehr brauchen, sie lesen viel und schnell, haben sie ihre Augen geschont und dieser Geschichte von Katzen, Möwen und einem Dichter gerne zugehört. Ein großes Vergnügen, mit tollen Illustrationen von Sabine Wilharm.

Alexander Zinn: „Das Glück kam immer zu mir“

Alexander Zinn: Das Glück kam immer zu mir

Es hat viele Jahre gedauert, bis ich im April zum ersten Mal in der Gedenkstätte Buchenwald war. „Jedem das Seine“, erst neulich sagte das meine türkischstämmige Friseurin zu mir und meinte damit die Freiheit jedes Einzelnen, das zu tun, was er will. Und ich schwieg, was ich selten tue, wenn ich Victor Klemperers „LTI“ zu Ohren bekomme, was häufig geschieht.

Das 2011 im Campus-Verlag erschienene Buch über Rudolf Bradza habe ich mir an diesem kalten, nebligen Morgen im Buchshop der Gedenkstätte mitgenommen. Innerhalb weniger Tage las ich dieses gut recherchierte und gut geschriebene Buch. Danke, Alexander Zinn.

Faustkultur

Maria Knissel: Drei Worte auf einmal    Klara Hurkova: Über den Dächern das Licht

Meinen ersten Beitrag für Faustkultur, das Autoren- und Künstlernetzwerk aus Frankfurt und RheinMain mit (inter)nationaler Ausrichtung, habe ich 2012 über Maria Knissel und ihren Roman „Drei Worte auf einmal“ geschrieben. In diesem Jahr folgte ein Gespräch mit Klára Hůrková, der Herausgeberin der zweisprachigen Anthologie „Über den Dächern das Licht / Nad Střechami Světlo“.

Für 2015 möchte ich diese Tätigkeit ausbauen. Geplant sind folgende Beiträge: Vorstellung des Gedichtes „Recalling the Bats“ der australischen Lyrikerin Debbie Lim, Rezension des Romans „Am weißen Kanal“ von Barbara Zeizinger und Gespräch mit der Autorin.