Kim Kyung-Uk: „Was? Leslie Cheung ist tot?“

Schiff der Barbaren

Der Band Was? Leslie Cheung ist tot? versammelt neun Erzählungen des 1971 in Gwanju geborenen koreanischen Schriftstellers Kim Kyung-Uk, der zur Neuen Generation gehört. Er hat mehrere Erzählbände und Romane geschrieben und ist für sein Werk ausgezeichnet worden.

Hyuk-Sook Kim und Manfred Selzer haben für diese erste Veröffentlichung in deutscher Sprache eine repräsentative Auswahl der Erzählungen vorgenommen, um uns mit dem Autor und seinen Themen bekannt zu machen. Diese knüpfen durchaus auch an jene der ebenfalls vom Duo Kim | Selzer übersetzten Eun Hee-Kyung an. Ich denke an Großstadtleben und Einsamkeit. Doch der Sound ist anders als bei der 1959 geborenen Eun. Die Geschichten haben eher eine absurde Note, denn eine traurig-depressive wie bei Eun.
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Eun Hee-Kyung: „Wer glücklich ist, schaut nicht auf die Uhr“

Wieso weinst du?

Nach der Erzählung sagte Hye-Rin noch: „Für mich sehen alle Gäste gleich aus. Sie scheinen nur am Leben zu sein, wenn sie traurig sind.“
„Wir sind wir selbst, wenn wir Traurigkeit empfinden. Deswegen wollen alle dorthin, wo es traurig ist“, erwiderte ich.
„Ja, weil man am Leben sein möchte“, ergänzte Hye-Rin.
(aus: In My Life)

Die Koreanerin Eun Hee-Kyung, 1959 im Südwesten Koreas geboren, mit ihrer Familie im Alter von 13 Jahren nach Seoul gezogen, ist in ihrem Land eine bekannte literarische Größe. Ihr Werk wurde bereits mehrfach ins Deutsche übersetzt. Nun ist sie mit einer neuen Publikation auf dem deutschsprachigen Markt angekommen. Es handelt sich bei Wer glücklich ist, schaut nicht auf die Uhr um sieben Erzählungen, die von Hyuk-Sook Kim und Manfred Selzer ins Deutsche übertragen wurden. Das Übersetzerduo zeichnete schon für Das Schöne verschmäht mich (und andere Erzählungen) aus dem Jahr 2012 verantwortlich.

Es sind traurige Erzählungen, die im Gegensatz zur heiteren Pastelligkeit der Covergestaltung, vielleicht einer von Kinderhand bemalten Rauhfasertapete, von Juana Burghardt stehen.

Es sind traurige Erzählungen, die wir lesen, kunstvoll komponiert, die ein genaues Lesen erfordern.  Sie entwickeln sich nicht linear, sondern bauen sich zyklisch auf und drehen sich um Beziehungen zwischen Menschen, zwischen Mann und Frau, sind Bewegungen, die ihre Richtungen wechseln, ein Aufeinanderzubewegen, ein Sichabwenden. Das Magnetfeld, auf dem die Erzählungen stattfinden, ist das städtische-moderne Leben im Korea des 21. Jahrhunderts, in dem Anonymität und Einsamkeit als Preis für eine hochtechnologisierte Gesellschaft erscheinen.

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