Verónica Gerber Bicecci: „Leere Menge“

Und wo sind die Scherben?
Über die Umdeutung einer gemeinsamen Schnittmenge.

Die vom deutschen Mathematiker Georg Cantor (1845-1918) begründete Mengenlehre schaffte es in den Siebzigern des letzten Jahrhunderts als Schulstoff in meine Grundschule, die im Volksmund gemeinhin Volksschule genannt wurde (ein Ausdruck, der weit in die deutsche Geschichte reicht und nach Schnittmenge, Differenz und Komplement verschiedener Systeme fragt: Kaiserreich, Weimarer Republik, das Dritte Reich, das getrennte Deutschland).

Ich erinnere mich noch an den Aufschrei meiner Mutter, die sich mit anderen zusammentat, um gegen diesen unverständlichen Unterrichtsstoff zu protestieren. Muss ich erwähnen, dass dies im Westen des Landes geschah?
Muss ich mutmaßen, dass sie die Klappe gehalten hätte, wäre sie im Osten des Landes geblieben?

Ach Mama, jetzt bist du fast ein Jahr tot und ich lese und bespreche ein Buch, das die Mengenleere auf Gefühlslagen anwendet. Du fragst nach?

Leere Menge ist von der mexikanischen Künstlerin und Schriftstellerin Verónica Gerber Bicecci (* 1981 in Mexiko) geschrieben und mit Zeichnungen (Diagrammen) versehen. Die Übersetzung aus dem mexikanischen Spanisch stammt von Birgit Weilguny (* 1980).

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Literaturzeitschrift alba11: Schwerpunkt weibliches Schreiben

Gespräch mit den alba-Redaktionsmitgliedern Laura Haber und Christiane Quandt.

Gib acht, Agda!
Die elfte Ausgabe des Magazins alba.lateinamerika lesen

Mit dem Leitmotiv Aquí estamos. Wir sind da. präsentiert sich die aktuelle Ausgabe der in Berlin herausgegebenen zwei- und stellenweise auch mehrsprachigen Literaturzeitschrift. Ein Blick auf die Namen der Redaktionsmitglieder und der an Übersetzungen und an Illustrationen Beteiligten weist deutlich mehr Frauen als Männer aus, weshalb alba sich folgerichtig, nach mehreren Ausgaben mit verschiedenen Länderschwerpunkten, darunter Chile und Mexiko, nun dem weiblichen Schreiben widmet. Ich widerstehe der Versuchung, Anführungsstriche zu setzen, eine Kategorie zu markieren, eine Schublade.

In ihrem Beitrag Sie sind da blickt Redaktionsmitglied María Ignacia Schulz zurück auf die Anfänge des Magazins.

Vielfalt als Stärke, Heterogenität als höchster Anreiz. Diese Ziele setzte sich die Redaktion im Editorial der ersten Ausgabe von alba.lateinamerika lesen im März 2012. In den sechs Jahren und elf Ausgaben seither war es nicht immer einfach, dem auch gerecht zu werden. Stets war mit diesem Interesse auch das Bemühen verbunden, die literarische Arbeit zeitgenössischer Schriftstellerinnen Lateinamerikas hervorzuheben. Ist dies heutzutage noch notwendig?

Die Frage wird von Christiane Quandt per Interview an die mexikanische Lyrikerin und Performerin Rocío Cerón weitergegeben. Sie antwortet:

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