Ales Rasanaŭ: „Zeichen vertikaler Zeit“

Ales Rasanau: Zeichen vertikaler Zeit

Wieder mal ein Buch, das ich aus Buchregal gebrauchter Bücher ziehe, im Prettlackschen Gartenhaus, wo abgelegte Bücher ein Asyl finden, bis sie ein prüfende Hand mitnimmt.

„Zeichen vertikaler Zeit“ vom 1947 geborenen, weißruthenischen (weißrussischen) Schriftsteller Ales Rasanaŭ versammelt Poeme, Versetten, Punktierungen und Betrachtungen, die von Elke Erb ins Deutsche übertragen wurden. Das Buch erschien 1995 als 28. Druck der Erato-Presse Berlin.

Besonders beeindruckt hat mich der 58-teilige Gedichtszyklus „Lehm“.

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Mit der Macht
Die wir in die Dinge legen,
Um sie zu beherrschen,
Halten die Dinge
Uns fest.

Untereinander
Stimmen wir uns zu,
Stimmen überein
Und begrüßen uns
Bei den Begegnungen.

Aber die Tiefe
Tritt von uns zurück
Und bedeckt sich mit der Dicke
Der Oberfläche.

Und nur der Lehm allein –
Daß wir uns nicht verlieren –
leuchtet

Wie eine Laterne.

 

Weitere Informationen zum Buch und ein Gespräch von Sylvia Geist mit dem Autor sind auf planetlyrik.de zu finden.