Erika Kronabitter: „La Laguna“

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Auch La Laguna von Erika Kronabitter ist, wie viele Bücher, die ich auf diesem Blog bespreche, ein Roman, der eine Familiengeschichte abhandelt. Abhandeln ist das falsche Wort. Das klingt nach nüchterner Analyse, großer Distanz, klingt nach Kopf, nicht nach Bauch.

Die Protagonistin Elena ist auf der Suche. Sie möchte als erwachsene Frau endlich verstehen, was damals in ihrer Familie geschehen ist. Ihr Vater Beppo war bereits verheiratet, als er auf Elenas Mutter Hanna, auf seine große Liebe, trifft, im Wien der fünfziger, sechziger Jahre.

Beppo lebt getrennt von seiner Frau, die Ehe ist zerrüttet und die Scheidung eine Frage der Zeit. Grund genug für Beppo, auf Zeit zu spielen und Hanna nicht die Wahrheit zu sagen. Doch Hannas Schwangerschaft ändert alles. Beppos Frau will sich nicht scheiden lassen, sondern setzt alles daran, das Glück der Anderen zu zerstören und Beppo mit finanziellen Forderungen, die er, mit Gutmütigkeit geschlagen nicht gerade zum Geschäftsmann prädesteniert, nicht erfüllen kann und die ihn in den finanziellen Ruin zu führen drohen.

Elenas Familie besteht nur kurze Zeit. Bald schon trennt sich Hanna von Beppo, weil sie nicht die Kraft hat, Beppo aufzufangen. Elena wächst bei ihrer Mutter (und ihrem Stiefvater) auf. Und als sie alt genug ist, nimmt sie Kontakt zu ihrem Vater auf.

Beppo ist aus Wien geflohen, lebt auf Teneriffa, hilft seinem Freund Larek, einer dubiosen Figur, die sich mit Immobilien das Leben vergoldet, bei kleinen Handreichungen und mit kleinen Handwerksleistungen. Im Winter 1986 stirbt Beppo unter ungeklärten Umständen. Es ist von Mord die Rede, aber die Angaben der Behörden wiedersprechen sich, ohne dass ein Wille erkennbar wäre, diese aufzuklären.

Das treibt Elena um, sie, die an Flugangst leidet, möchte endlich auf die Kanaren, um vor Ort mehr zu erfahren. Sie hofft, Larek zu treffen. Am Ende der Reise wird sie im Bereich des Faktischen nichts erfahren haben und so, erfüllt von der nie gestillten Sehnsucht nach der Anwesenheit ihres Vaters, wird sie sich eine Wahrheit, eine mögliche Wahrheit zusammensuchen und versuchen, ihr Leben aufrecht und ohne das Bohrende der Rätsel um ihren Vater weiterzuführen.

Und dann, der letzte Satz des Romans, kann Elena doch auf Distanz gehen:
Überblick erhält, wer Abstand gewinnt.